赫曼・赫塞〈紅屋〉Rotes Haus von Hermann Hesse 中文翻譯(中德對照)

on 2022/07/15

Rotes Haus von Hermann Hesse
赫曼・赫塞,〈紅屋〉
中文翻譯 ©blauereverie 

紅屋,自你那小小庭院和葡萄園,傳來了整片南阿爾卑斯山的芬芳!我曾多次和你擦肩而過,而打從第一次邂逅,對立於渴求流浪的心潮隨即陣陣湧上,心中再一次響起那古老、熟悉的衷曲:擁有一個家;一幢佇於翠綠庭中、四周靜謐,得以俯瞰山下村落的小屋。屋舍東面擺著我的床,我專屬的床,南面則是我的書桌,早年旅遊途經布雷夏時買的小型古老聖母像也會掛在那。

一如白晝與夜晚之間的長日,我也在熱望周遊與希冀家園之間度過一生。或許終有一天我能夠企及這樣的心境:將漂泊和遠方保藏心中,將風光景致盡收心底,而毋須一再付諸實行。也或許,我能夠深切體會到心中自有故鄉,不再回首那綠園與紅屋——因為家,就在心中!

這會是多麼截然不同的生命!生命有了中點,將自那中點迸發種種力量。

我的生命正是缺少中點,才會不時懸擺於一連串的極端對立之間。我時而追求安穩,時而渴望出走;時而求索寂寞和隱遁,時而又亟需愛情與社群!我曾蒐集無數書畫,而後又一一送出;曾經恣縱放蕩,又轉而苦行自懲。我曾經無比虔誠地將生命奉為萬物根本,卻也因此看透生命的本質,我們僅僅是為感知和愛而活著罷了。

然而改變自己是我力所不及的,應該待由奇蹟去成全。無論是苦尋奇蹟、強求奇蹟,或者試圖促成奇蹟,反倒只會致使錯失。我應盡的本分,是在無數個緊緊牽連的對極之間徘徊,並做足準備,等待奇蹟降臨。我注定是永不滿足於現狀,也永遠不得安寧。

群綠中的紅屋!我既已體會過你,就不該意欲復次體會。我曾經擁有故鄉,曾經搭建屋房,曾經丈量牆垣與屋簷、闢出花園裡的小徑,也在自己的牆上懸掛自己作的畫。每個人都曾有過這樣的嚮往,而我,何其有幸能夠親身效法一回!此生,我已實現了許多願望。決心作一位詩人,就遂意成為詩人;想要一幢房屋,就為自己造了一棟;夢想擁有妻小,便得償所願;渴望向他人傳達想法並造就影響,也如願以償。理想一一實現後,便緊接著感到饜足,然而完滿充足正是我無法忍受的。滿足使我對詩作起疑,更覺居所窄小。只有無從達成的目標才稱得上是目標,只有迂迴曲折的路才堪稱是路,每次歇息只為憧憬之新生。 

我還想繼續兜兜繞繞,還期盼著更多願望成真後的失落。我相信總有一天,事物終會向我顯化它們的真義。極端對立盡皆消弭的所在,即是涅槃。渴望仍在我心中,以我敬愛的燦然星光熠熠閃耀。

Rotes Haus, aus deinem kleinen Garten und Weinberg duftet mir der ganze Alpensüden! Mehrmals bin ich an dir vorbeigegangen, und schon beim ersten Male hat meine Wanderlust sich zuckend ihres Gegenpols erinnert, und wieder einmal spiele ich mit den alten, oft gespielten Melodien: Heimathaben, ein kleines Haus im grünen Garten, Stille ringsum, weiter unten das Dorf. Im Stübchen nach Morgen hin stünde mein Bett, mein eigenes Bett, im Stübchen nach Süden mein Tisch, und dort würde ich auch die kleine alte Madonna aufhängen, die ich einmal, in früheren Reisezeiten, in Brescia gekauft habe.

Wie der Tag zwischen Morgen und Abend, so vergeht zwischen Reisetrieb und Heimatwunsch mein Leben. Vielleicht werde ich einmal so weit sein, daß Reise und Ferne mir in der Seele gehören, daß ich ihre Bilder in mir habe, ohne sie mehr verwirklichen zu müssen. Vielleicht auch komme ich noch einmal dahin, daß ich Heimat in mir habe, und dann gibt es kein Liebäugeln mit Gärten und roten Häuschen mehr —— Heimat in sich haben!

Wie wäre da das Leben anders! Es hätte eine Mitte, und von der Mitte aus schwängen alle Kräfte.

So aber hat mein Leben keine Mitte, sondern schwebt zuckend zwischen vielen Reihen von Polen und Gegenpolen. Sehnsucht nach Daheimsein hier, Sehnsucht nach Unterwegssein dort. Verlangen nach Einsamkeit und Kloster hier, und Drang nach Liebe und Gemeinschaft dort! Ich habe Bücher und Bilder gesammelt, und habe sie wieder weggegeben. Ich habe Üppigkeit und Laster gepflegt, und bin davon weg zu Askese und Kasteiung gegangen. Ich habe das Leben gläubig als Substanz verehrt, und kam dazu, es nur noch als Funktion erkennen und lieben zu können.

Aber es ist nicht meine Sache, mich anders zu machen. Das ist Sache des Wunders. Wer das Wunder sucht, wer es herbeiziehen, wer ihm helfen will, den flieht es nur. Meine Sache ist, zwischen vielen gespannten Gegensätzen zu schweben und bereit zu sein, wenn das Wunder mich ereilt. Meine Sache ist, unzufrieden zu sein und Unrast zu leiden.

Rotes Haus im Grünen! Ich habe dich schon erlebt, ich darf dich nicht nochmals erleben wollen. Ich habe schon einmal Heimat gehabt, habe ein Haus gebaut, habe Wand und Dach gemessen, Wege im Garten gezogen und eigene Wände mit eigenen Bildern behängt. Jeder Mensch hat dazu einen Trieb —— wohl mir, daß ich ihm einmal nachleben konnte! Viele meiner Wünsche haben sich im Leben erfüllt. Ich wollte ein Dichter sein, und wurde ein Dichter. Ich wollte ein Haus haben, und baute mir eins. Ich wollte Frau und Kinder haben, und hatte sie. Ich wollte zu Menschen sprechen und auf sie wirken, und ich tat es. Und jede Erfüllung wurde schnell zur Sättigung. Sattsein aber war das, was ich nicht ertragen konnte. Verdächtig wurde mir das Dichten. Eng wurde mir das Haus. Kein erreichtes Ziel war ein Ziel, jeder Weg war ein Umweg, jede Rast gebar neue Sehnsucht.

Viele Umwege werde ich noch gehen, viele Erfüllungen noch werden mich enttäuschen. Alles wird seinen Sinn einst zeigen. Dort, wo die Gegensätze erlöschen, ist Nirwana. Mir brennen sie noch hell, geliebte Sterne der Sehnsucht.

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Hesse, Hermann. “Rotes Haus.” Wanderung übers Gebirg, 1919, p. 181. Die Schweiz: schweizerische illustrierte Zeitschrift. ETH-Bibliothek.



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